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e5-Salzburg

Thema 1 "Prozess und Planungsqualität"

„Zeige mir wie das Projekt startet, und ich sage dir,  wie es endet!“ Je genauer die Planung im Vor-hinein definiert ist, desto einfacher können passende Lösungen erarbeitet werden. Der Projektentwickler hat zu Beginn die Möglichkeit mit noch geringem Kostenaufwand maximalen Einfluss auf das Gesamtergebnis zu nehmen. Die Koordination verschiedenster Experten ist ein wichtiger Teil seiner Tätigkeit.

1.1 Beteiligte

Grundvoraussetzung für den Erfolg ist das „optimale Zusammenspiel“ aller Baubeteiligten. Die jeweili-ge Aufgabe ist den jeweils kompetenten Spezialisten zuzuordnen. Die Bauherrschaft ist zuständig für die Vorgaben und Rahmenbedingungen, Architektur und Fachplanung für Entwurf und Detailplanung, beauftragte Baugewerke für die Ausführung. Projektmanagement und Bauleitung gilt als eigener Aufgabenbereich, der sehr oft an externe Dienstleister ausgelagert wird. Es ist daher wichtig zu wissen, wer die verantwortlichen Ansprechpartner sind und zu welchem Zeitpunkt diese miteinbezogen werden müssen. Nur fachübergreifende Teams mit einer Vielfalt an Expertenwissen sind den Herausfor-derungen zeitgerechter Bauten gewachsen.

Projektverantwortung und Zuständigkeit

Die Verantwortlichkeit von Projektbeteiligten sollte nicht weiter reichen als seine Kompetenz. Die Strukturen innerhalb der Gemeinde müssen entspre-chend vorbereitet und externe Experten gesucht werden.

e5-Checkliste Projektverantwortliche

1.2 Zieldefinition

Energieeffiziente, gesunde und ökologische Bauten müssen – entgegen häufig verbreiteter Meinung – nicht teurer sein als Häuser, die nur die gesetzlichen und technischen Normen erfüllen. Sie verlangen jedoch klare Zielvorgaben, die möglichst am Anfang, bevor der Architekt mit der Planung beginnt, feststehen müssen. Die wichtigste Aufgabe im Bauprozess hat die Bauherrschaft. Sie hat möglichst genau ihre Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche an das Gebäude zu definieren.

Projektbegründung

An dieser Stelle werden Hintergründe und Rahmenbedingungen des Vor-habens hinterfragt, um die Ausgangssituation besser erfassen zu können. Der Auftraggeber muss eindeutig beschreiben können warum das Bauvor-haben benötigt wird und welche Probleme damit gelöst werden sollen.

e5-Checkliste Projektbegründung

Prioritätenliste

Geschriebene und somit ausformulierte Ziele sind unbedingt anzustreben, weil Wünsche und Rahmenbedingungen häufig nur mündlich geäußert oder allenfalls in Protokollen festgehalten werden und dadurch leicht Missver-ständnisse entstehen können. Dies kann zu unnötigen Kosten führen oder sinnvolle Lösungen erschweren.

Beispiel für Prioritätenliste (Ökologsicher Wohnbau, Energieinstitut Vorarlberg)

Zieldefinition

In diesem Schritt geht es darum, die funktionalen, technischen, organisato-rischen, strategischen Ziele festzulegen, die mindestens erreicht werden müssen (Muss-Ziele). Diese sind klar von optionalen Zielen (Wünschen) zu unterscheiden.

e5-Checkliste Zieldefinition

1.3 Standortauswahl

In der räumlichen Entwicklungsplanung einer Gemeinde werden die Standorte für Gemeindegebäude langfristig festgelegt. Die Standortwahl bestimmt die Distanzen, die Nutzer in Zukunft für die Inan-spruchnahme von öffentlichen Dienstleistungen zurücklegen müssen und welche Verkehrsmittel dafür in Frage kommen. Die speziellen Gegebenheiten des Bauplatzes können hohe Kosten verursachen (Geologie des Baugrundes, Infrastrukturerrichtung, usw.). Sie bergen aber auch Potentiale die zu nützen sind (Aufwertung des Umfelds, Anbindung an vorhandene leitungsgebundene Energiequellen, usw.).

Infrastruktur und Fahrrad-Abstellplätze Mindest-Anforderungswerte sind im jeweiligen klima:aktiv Kriterienkatalog  (Bürogebäude, Bildungseinrichtung, Pflegeheim,...) definiert, Kriterium A.1.1 und A1.2

1.4 Energieziele

Bereits in einer möglichst frühen Phase der Projektentwicklung müssen grundsätzliche Zielvorgaben zum Energiestandard des Gebäudes (z.B. Passivhaus, Plusenergiegebäude, etc.) und ein ungefähres Energieversorgungskonzept definiert werden. Die Festlegung genauer Energiekennwerte und die Berechnung der effizientesten Versorgungstechnik folgen in nachfolgenden Planungsphasen. In der Prioritätenreihung stehen die Reduktion des Energiebedarfs und die Nutzung von Abwärmepotenzialen an oberster Stelle. Der Restbedarf ist – jeweils standortabhängig - von CO2-armen Energieträgern abzudecken.

1.5 Qualitätssicherung

Bewertungssysteme für Gebäude mittels Kriterienkatalogen machen Gebäude in Punkto Qualität mit-einander vergleichbar und sichern bzw. steigern so den Wert einer Immobilie. Außerdem unterstützt eine Zertifizierung die Qualitätssicherung während der Bauausführung des Gebäudes. Um den opti-malen Nutzen auszuschöpfen, muss bereits in der Projektentwicklungsphase eine Grundsatzentschei-dung getroffen werden, ob und nach welchem Zertifizierungssystem geplant bzw. gebaut wird. Alle Fachplaner, der Architekt und die ausführenden Handwerker verpflichten sich in weiterer Folge, die vorgegebenen Qualitätskriterien einzuhalten und die entsprechenden Nachweise bei der Abnahme der Leistungen zu liefern.

klima:aktiv Bauen und Sanieren klima:aktiv Bauen und Sanieren steht für Energieeffizienz, Ökologische Qualität, Komfort und Ausführungsqualität. Um die Qualität eines Gebäudes messbar und vergleichbar zu machen, wurde der klima:aktiv Gebäudestan-dard entwickelt. Dem Gebäudestandard liegen Bewertungskategorien zu-grunde, die im Kriterienkatalog für unterschiedliche Gebäudetypen definiert ist (Wohngebäude, Bürogebäude, Bildungseinrichtungen, Geriatriezen-tren/Pflegheime).
Weitere Bewertungs-systeme TQB (Total Quality Building) der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB)
Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI)
Green Building (EU-Programm)
LEED (Leadership in Energy & Environmental Design)
BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method for Buildings)

1.6 Lebenszyklusbetrachtung

Bei der Projektentwicklung und Gebäudekonzeption sollten die Lebenszykluskosten eines Gebäudes unbedingt mit berücksichtig werden. Dies rechtfertigt oft erhöhte Investitionskosten zu Beginn, deren Wirtschaftlichkeit nur bei einer Betrachtung der Immobilie über ihre gesamte Lebensdauer hinaus gegeben ist. Bei Zuteilung von Landesförderungen für Gemeindegebäude (z.B. Bedarfszuweisungen) wird der energierelevante Mehraufwand in den Errichtungskosten durch höhere Fördersätze berück-sichtigt. Dem gegenüber steht ein deutlich geringerer Aufwand im laufenden Betrieb durch dauerhaft reduzierte Energiekosten.

Vereinfachte Betrachtung Mindest-Anforderungswerte sind im jeweiligen klima:aktiv Kriterienkatalog  (Bürogebäude, Bildungseinrichtung, Pflegeheim,...) definiert, Kriterium A 1.4
Berechungstool EconCalc Von klima:aktiv entwickeltes Excel-Tool für detaillierte Analysen, Vergleichs- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen

1.7 Wettbewerb

Architekturwettbewerbe sind eines der besten qualitäts- und projektorientierten Mittel zur Ermittlung der besten Lösung hinsichtlich Funktion, Ökonomie und Ästhetik für ein bestimmtes Projekt. Darüber hinaus spielt zunehmend auch die Nachhaltigkeit des Gebäudes bei Errichtung und Betrieb eine Rolle in der Bewertung. In den vom Auftraggeber mit Hilfe von Experten formulierten Wettbewerbsvorgaben werden die wesentlichsten Parameter für das zukünftige Gebäude festgelegt. Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsaspekte müssen bei  der Gewichtung der Bewertungskriterien entsprechend berücksichtigt sein. Gleiches gilt bei der fachlichen Zusammensetzung der Jury.

Wettbewerbsmanual Integration energierelevanter Themen in den Architekturwettbewerb (Projekt IEAA) - Leitfaden und Bewertungstool
Grundsatzfragen zum Architekturwettbewerb Grundsätzliches zu Architekturwettbewerben in Österreich: Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten