Autofrei Wohnen: weniger Kosten, mehr Qualität - Schweizer Modell
Ein gutes Leben ohne Auto können sich immer mehr Menschen vorstellen. Entscheidend ist die Gestaltung des Wohnumfeldes. Wie eine autofreie Siedlung mit öffentlichen Interessen in Übereinstimmung gebracht werden kann, zeigt eine Schweizer Modellsiedlung.
In den Kernstädten der Schweiz lebt die Hälfte der Bevölkerung ohne motorisierte Privatverkehrsmittel. Immer mehr Wohnbaugenossenschaften und Baugruppen wollen für diese Bedürfnislage maßgeschneidert Lösungen anbieten. Dabei kollidieren sie oft mit dem Interesse der Gemeinde, die Parkierung von PKW auf öffentlichen Flächen auf Dauer hintanzuhalten.
In Ostermundigen bei Bern wurde für das Wohnbauprojekt "Oberfeld" mit 100 Genossenschaftswohnungen ein vorbildhafte Regelung gefunden. Im Baureglement ist - auf Antrag der Grundeigentümer - ein Stellplatzschlüssel von 0,1 pro Wohnung festgelegt. Das Mobiliätsangebot umfasst hochwertige Bus- und Bahnverbindungen in das Zentrum von Bern, überdachte Radabstellplätze in der Tiefgarage und vor jedem Hauseingang, eine Radwerkstat sowie CarSharing-Angebot vor Ort.
Ergänzend wurde eine abgestufte Interventionsmöglichkeit für die Gemeinde vereinbart, für den Fall, dass die anfängliche Zusage zu einer "autofreien Besiedelung" von den Mietern oder Eigentümern nicht gehalten werden kann:
- Die Genossenschaft errichtet eine großzügige Radgarage, von der ein Teil nötigenfalls zu einer Autogarage für 30 Fahrzeuge umgenutzt werden kann.
- Die Gemeinde ermöglicht auf öffentlichem Grund eine zusätzliche "skalierbare" Parkplatzzuteilung für 10 PKW, falls diese erforderlich ist.
- Zusätzlich haben die Genossenschafter einen Schuldbrief für ein Überbauungsrecht auf einer Kleinparzelle am Rand der Siedlung gezeichnet, falls sich die ersten beiden Schritte mit 40 zusätzlichen Abstellplätzen als unzureichend erweisen sollten.
Die Gemeinde konnte damit die öffentlichen Interessen sicherstellen, die Bewohner der Siedlung erhalten ein kostengünstiges Wohnangebot mit hoher Lebensqualität und ohne "Zwang" zur PKW-Mobilität.
Weitere Informationen: Wohnprojekt Oberfeld
Projektleitung - Kontakt: Christian Zeyer, Energie- und Umweltberatungsbüro EplusU, mail: christian.zeyer@eplusu.ch